Brandschutz bei Fensterfolien – Normen, Klassen & Anforderungen
In öffentlichen Gebäuden, Büros, Schulen und Ausstellungen spielt der Brandschutz eine zentrale Rolle. Auch Fensterfolien unterliegen brandschutztechnischen Anforderungen. Dieser Artikel erklärt verständlich, welche Brandklassen es gibt, welche Normen relevant sind und was Planer, Architekten und Entscheider bei der Auswahl beachten müssen.
🔥 Warum ist die Brandklassifizierung bei Fensterfolien relevant?
Fensterfolien gelten baurechtlich als Baustoffe bzw. als Beschichtungen von Bauteilen. In vielen Gebäudetypen dürfen nur Materialien eingesetzt werden, die definierte Anforderungen an das Brandverhalten erfüllen.
Typische Einsatzbereiche mit Brandschutzanforderungen:
- öffentliche Gebäude & Behörden
- Schulen, Kitas & Universitäten
- Bürogebäude & Verwaltungsbauten
- Museen, Ausstellungen & Archive
- Flucht- und Rettungswege
📐 Welche Normen gelten für die Brandklassifizierung?
Für Fensterfolien sind in Europa insbesondere folgende Normen relevant:
EN 13501-1 – Klassifizierung des Brandverhaltens
Diese Norm regelt die Einteilung von Baustoffen nach ihrem Verhalten im Brandfall. Sie ist heute der maßgebliche Standard für Ausschreibungen und Genehmigungen.
DIN 4102 – ältere nationale Norm
Die DIN 4102 (z. B. B1-schwer entflammbar, B2-normal entflammbar) ist in vielen Bestandsunterlagen noch zu finden, wurde jedoch weitgehend durch EN 13501-1 ersetzt.
🧪 Brandschutz nach EN 13501-1 – europäische Klassifizierung
Die EN 13501-1 ist heute der wichtigste Standard zur Klassifizierung des Brandverhaltens von Bauprodukten in Europa. Sie teilt Materialien in Klassen von A1 (nicht brennbar) bis F (nicht klassifiziert) ein.
A1 / A2 – nicht brennbar
Materialien mit diesen Klassen tragen praktisch nicht zur Brandlast bei. Für Fensterfolien technisch kaum relevant.
B – sehr begrenzter Beitrag zum Brand
Hochwertige Spezial- und Sicherheitsfolien erreichen häufig Klasse B. Geeignet für viele öffentliche Anwendungen.
C – begrenzter Beitrag zum Brand
Häufige Klassifizierung für technische Folien im Innenbereich. In vielen Ausschreibungen akzeptiert.
D / E – normal entflammbar
Für sensible Bereiche meist nicht ausreichend.
s / d - Zusatzklassen
- s1 / s2 / s3 → Rauchentwicklung
- d0 / d1 / d2 → brennendes Abtropfen
Beispiele:
- B-s1,d0 – schwer entflammbar, geringe Rauchentwicklung, kein Abtropfen
- C-s2,d0 – normal entflammbar, moderate Rauchentwicklung
- D-s2,d2 – grundlegender Mindeststandard
Die meisten professionellen Fensterfolien liegen im Bereich B oder C.
🪟 Warum das Glas-Folie-System entscheidend ist
Die Brandklassifizierung bezieht sich in der Praxis oft auf das System aus Glas + Folie. Die gleiche Folie kann auf unterschiedlichen Glasarten verschiedene Klassifizierungen erreichen.
Einflussfaktoren:
- Glasart (Float, ESG, VSG, Isolierglas)
- Foliendicke & Aufbau
- Innen- oder Außenmontage
- Klebstoffsystem
🏗️ Bedeutung für Planung & Ausschreibung
Für Architekten und Planer ist entscheidend, dass die Brandklassifizierung:
- prüfbar dokumentiert ist
- zur Nutzung des Gebäudes passt
- mit der jeweiligen Landesbauordnung vereinbar ist
- keine Konflikte mit Flucht- und Rettungswegen erzeugt
Wichtig: Eine pauschale Angabe wie „schwer entflammbar“ reicht in Ausschreibungen nicht aus – erforderlich ist die konkrete Klassifizierung nach EN 13501-1.
🏁 Fazit: Brandschutz frühzeitig mitdenken
Die Brandklassifizierung von Fensterfolien ist ein zentrales Planungskriterium für öffentliche und gewerblich genutzte Gebäude. Wer frühzeitig Glasart, Montageort und Normen berücksichtigt, vermeidet spätere Genehmigungsprobleme und Planungsänderungen.
Für Großprojekte empfiehlt sich immer eine projektspezifische Abstimmung mit Fachberatern.
Weiterführende Planung & Ausschreibung
Fachautor & Projektberater: Lars Magenau
Lars Magenau ist als Experte seit über 15 Jahren verantwortlich für Sonnenschutz-, Sicherheits- und Spezialfolien. Er unterstützt Architekten, Unternehmen, Behörden und Privatkunden dabei, Glasflächen technisch korrekt zu bewerten und Folienlösungen professionell umzusetzen.
Schwerpunkte: Brandschutz & Normen, Glasarten, technische Kennwerte, Großflächenprojekte
