Glasarten & thermische Risiken bei Fensterfolien
Thermischer Stress ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Auswahl einer Fensterfolie. Je nach Glasart kann eine falsche Folie zu Wärmestau führen – und im schlimmsten Fall zu Glasbruch. Dieser Ratgeber erklärt leicht verständlich, wie thermische Risiken entstehen, welche Glasarten empfindlich reagieren und wie Sie den passenden Folientyp auswählen.
🔥 Was ist thermischer Stress?
Wenn Glas ungleichmäßig erwärmt wird, dehnt es sich unterschiedlich stark aus. Diese ungleichmäßige Ausdehnung erzeugt Spannungen im Glas. Werden diese Spannungen zu groß, kann das Glas reißen oder springen.
Typische Ursachen für thermischen Stress:
- starke Sonneneinstrahlung auf Teilflächen
- Sonnenschutzfolien mit hoher Absorption
- Verschattungen (z. B. durch Rollos, Aufkleber, Rahmen)
- Moderne Mehrscheibenverglasung
🌡️ Warum betrifft thermischer Stress besonders Fensterfolien?
Fensterfolien verändern das Wärmeverhalten des Glases. Besonders absorbierende Folien erwärmen das Glas stärker – was bei empfindlichen Glasarten problematisch sein kann.
Die Folienwirkung kann sein:
- erhöhte Reflexion
- erhöhte Absorption
- erhöhte Wärmerückhaltung
🪟 Welche Glasarten gibt es – und wie reagieren sie auf Wärme?
Nicht jedes Fensterglas verhält sich bei Sonneneinstrahlung gleich. Aufbau, Beschichtung und Anzahl der Glasscheiben bestimmen, wie empfindlich eine Verglasung auf zusätzliche Wärme reagiert – zum Beispiel durch Sonnenschutzfolien.
1. Floatglas (Standardglas)
Floatglas ist einfaches, unbeschichtetes Glas, wie es früher häufig in Fenstern verwendet wurde.
- sehr gleichmäßige Wärmeverteilung
- geringes Risiko für thermischen Stress
- Innen- und Außenfolien meist problemlos möglich
2. ESG – Einscheibensicherheitsglas
ESG steht für Einscheibensicherheitsglas. Es wird bei der Herstellung stark erhitzt und anschließend schnell abgekühlt. Dadurch ist es besonders widerstandsfähig.
- sehr hohe Temperatur- und Spannungsfestigkeit
- kaum anfällig für thermischen Stress
- für nahezu alle Folientypen geeignet
3. VSG – Verbundsicherheitsglas
VSG bedeutet Verbundsicherheitsglas. Es besteht aus zwei Glasscheiben, die durch eine reißfeste Kunststofffolie (PVB-Folie) miteinander verbunden sind.
- Splitterschutz bei Bruch
- mittlere thermische Empfindlichkeit
- bei starker Sonneneinstrahlung: Außenfolien empfohlen
4. 2-fach-Isolierglas
Diese Verglasung besteht aus zwei Scheiben mit Luft oder Gas dazwischen und ist heute Standard in vielen Wohn- und Bürogebäuden.
- gute Wärmedämmung
- erhöhtes Risiko für Wärmestau bei Sonnenschutzfolien
- Außenmontage meist die sichere Wahl
5. 3-fach-Verglasung
Dreifachverglasung bietet hervorragende Dämmwerte, reagiert aber besonders empfindlich auf zusätzliche Wärme.
- sehr hohe Dämmung
- hohes Risiko für thermischen Stress
- Außenmontage von Sonnenschutzfolien zwingend erforderlich
6. Wärmeschutzglas (Low-E)
Wärmeschutzglas besitzt eine unsichtbare Metallbeschichtung (Low-E = „Low Emissivity“), die Wärme in den Raum zurückreflektiert.
- energetisch sehr effizient
- gleichzeitig sehr empfindlich bei zusätzlicher Wärmeeinwirkung
- Innenmontage von Sonnenschutzfolien meist nicht zulässig
- Außenfolien sind in der Regel Pflicht
🚫 Wann ist Außenmontage zwingend erforderlich?
- Sonnenschutzfolien auf Wärmeschutzglas
- Sonnenschutzfolien auf 2- & 3-fach-Verglasung
- dunkle, stark absorbierende Folien
- teilverschattete Glasflächen
- schräge Dachverglasungen
🏁 Fazit: Glasarten bestimmen die richtige Folie
Wer die Glasart kennt, vermeidet thermische Risiken und Glasbruch. Die richtige Kombination aus Glas, Folientyp und Montageort ist entscheidend für Sicherheit und Leistung.
Weiterführende Planung & Ausschreibung
Fachautor & Projektberater: Lars Magenau
Lars Magenau ist seit über 15 Jahren technischer Berater für Fensterfolien in Großprojekten. Er unterstützt Architekten, Planungsbüros und öffentliche Auftraggeber bei der normgerechten Auswahl und Ausschreibung von Folienlösungen.
Schwerpunkte: Brandschutz & Normen, Glasarten, technische Kennwerte, Großflächenprojekte
